Ehrenamtliche Arbeit im Hospiz: Welchen Krankheiten begegne ich?

Mai 19, 2014 Artikel

Arbeit im Hospiz - KrankheitenMenschen, die sich durch ehrenamtliche Arbeit im Hospiz engagieren möchten, fragen sich oft, mit welchen Krankheiten sie es in der Hospizarbeit zu tun haben werden. Je nach Einsatzort und begleiteter Personengruppe kann das recht unterschiedlich sein, denn Erwachsene, Hochbetagte und Kinder können an unterschiedlichen Krankheiten oder lebensbegrenzenden Behinderungen leiden.

Erwachsene Gäste im stationären Hospiz

Die allermeisten erwachsenen Gäste in stationären Hospizen leiden an einer fortgeschrittenen metastasierten Krebserkrankung. Vereinzelt werden Menschen mit einer voranschreitenden chronischen Erkrankung ins Hospiz aufgenommen, wenn diese Erkrankung in absehbarer Zeit zum Tode führen wird und eine lindernde Behandlung in der eigenen Häuslichkeit nicht (mehr) möglich ist. Dazu können beispielsweise Diagnosen wie ALS (Amyotrophe Lateralsklerose – eine Nervenerkrankung, die Lähmungen am Bewegungsapparat verursacht) und die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung- eine Lungenerkrankung, mit zunehmender Atemnot), AIDS (eine Immunerkrankung) und fortgeschrittene Herzerkrankungen gehören.

In der Häuslichkeit

Auch die hospizliche Begleitung in der Häuslichkeit richtet sich häufig an krebserkrankte Menschen im letzten Lebensabschnitt. In der Häuslichkeit werden aber häufiger als im stationären Hospiz auch schwerst chronisch Erkrankte im letzten Lebensabschnitt und Hochbetagte, die sich im Sterben befinden, besucht und begleitet.

Im Pflegeheim

Im Pflegeheim unterstützen Hospizler in der Regel pflegebedürftige Menschen, die mehrfach chronisch oder akut schwerst erkrankt sind und deren Allgemeinzustand sich verschlechtert. Zu den Erkrankungen gesellt sich häufig eine mehr oder weniger ausgeprägte Demenz. Bei einem sich verschlechternden Allgemeinzustand nehmen Bewohner zum Beispiel an Gewicht ab, sind zunehmend müde und appetitlos. Manchmal reagieren sie mit anhaltendem Rückzug nach innen, Verwirrtheit oder seelischem Aufruhr, zum Beispiel durch Trauer, Angst, Aggression oder Unruhe.

Hospizler begleiten aber auch Pflegeheimbewohner, die altersbedingt akut im Sterben liegen. Dann werden sie häufig gebeten stille Sitzwachen zu übernehmen oder über Ansprache und Körperkontakt Sicherheit und Halt zu vermitteln. Diese Begleitungen dauern manchmal nur wenige Stunden oder Tage.

Der Anlass für eine Begleitung ist das nahende Lebensende. Dieses muss nicht mit einer schweren Krankheit einhergehen. Wer Hochbetagten aufmerksam zuhört, bekommt manchmal den Eindruck, dass viele ihr baldiges Ableben wahrnehmen und ankündigen. Manche sprechen aus, dass sie bald sterben werden oder dass sie nun „nicht mehr mögen“. Einige berichten von Träumen, in denen ihnen Verstorbene begegnen oder in denen sie in eine andere Wirklichkeit abgeholt werden. Oder Hochbetagte möchten plötzlich ihre Angelegenheiten ordnen, sich aussprechen oder sich von Nahestehenden verabschieden. Auch diese Signale können von ehrenamtlichen Hospizlern zum Anlass genommen werden, eine Begleitung anzubieten. Für diese Abschiednehmenden ist es oft beglückend, sinn- und friedenstiftend, ihr Leben im Gespräch mit einem Hospizler noch einmal Revue passieren zu lassen oder Wertschätzung durch stille Anteilnahme eines Mitmenschen zu erleben.

Kinder

Kinder, die in stationären Hospizen aufgenommen oder durch ambulante Hospizdienste besucht werden, leiden an einer schweren lebensbegrenzenden Erkrankung, die mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung einhergehen kann. Liegt eine solche schwere, lebensbegrenzende Erkrankung vor, können die Kinder und ihre Familien teilweise jahrelang bis zu deren Ableben begleitet werden. Die stationären Kinderhospize werden anders als bei Erwachsenen nicht nur für die Zeit des Sterbens, sondern meist ein Mal jährlich für bis zu vier Wochen zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Entlastung von der gesamten Familie aufgesucht. Die ehrenamtliche ambulante Begleitung kann durchgängig angeboten werden.

Angehörige

Besonders erwähnt seien hier noch einmal die Angehörigen, die ebenfalls und unabhängig vom Aufenthaltsort des Erkrankten begleitet werden können. Gründe für eine Begleitung können Gesprächsbedarf, wohltuende und ablenkende Gesellschaft oder der Bedarf an tatkräftiger Unterstützung im Alltag sein. Selbstverständlich können auch mehrere Familienmitglieder von einem oder mehreren Hospizlern begleitet werden.

Ungeachtet des Ortes kann eine hospizliche Begleitung dann besonders dringend werden, wenn Abschiednehmende keine Angehörigen haben. Auch wenn begleitende Angehörige mit ihrer Kraft an ihre Grenze geraten oder eine Auszeit brauchen, sind Hospizler sehr willkommen. Auch dies gehört zu der ehrenamtlichen Arbeit im Hospiz.

Von eileen